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TURBA DELIRANTIUM

 

 

Carmina Burana: 
CB 185

Ich was ein chint so wolgetan

Ich was ein chint so wolgetan

 

Ich war ein unschuldiges Kind
1 Ich was ein chint so wolgetan,
virgo dum florebam
do brist mich div werlt al,
omnibus placebam.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Ich war ein unschuldiges Kind
damals, als ich entjungfert wurde,
alle Welt nannte mich tugendsam,
allen gefiel ich.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
2 Da wolde ih an die wisen gan,
flores adunare,
do wolde mich ein ungetan
ibi deflorare.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Ich wollte damals an die Wiesen gehn,
Blumen pflücken,
da wollte mich ein Strolch
dort entjungfern.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
3 Er nam mich bi der wizen hant,
sed non indecenter,
er wist mich div wise lanch
valde fraudulenter.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Er nahm mich bei der weißen Hand,
aber nicht unschicklich,
er zog mich den weißen Pfad -
sehr trickreich.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
4 Er grait mir an daz wize gewant
valde indecenter
er fûrte mih bi der hant
multum violenter.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Er griff mir an das weiße Gewand
sehr unschicklich
er führte mich bei der Hand
mit viel Gewalt.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
5 Er sprach: „vrowe ge wir baz!
nemus est remotum"
dirre wech der habe haz!
planxi et hoc totum.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Er sprach: „Mädchen, laß uns gehen.
Der Wald ist weit genug"
Dieser Weg soll verflucht sein!
Ich jammerte den ganzen Weg.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
6 Iz stat ein linde wolgetan
non procul a via
da hab ich mine herphe lan,
timpanum cum Iyra.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Es steht eine schöne Linde
nicht weit vom Weg
da habe ich meine Harfe gelassen,
die Trommel mit der Leier.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
7 Do er zu der linden chom,
dixit: „sedeamus,"
- div minne twanch sêre den man -
„ludum faciamus!"
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Als er zu der Linden kam,
sagte er: „Setzen wir uns,"
- die Lust veränderte den Mann -
„Laß uns ein Spiel machen!"
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
8 Er graif mir an den wizen lip,
non absque timore
er sprah:„ich mache dich ein wip,
dulcis es cum ore!"
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Er griff mir an den weißen Leib,
nicht ohne Furcht bei mir,
er sprach:„Ich mache dich zum Weib,
du bist zum Beten zu süß!"
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
9 Er warf mir uof daz hemdelin
corpore detecta
er rante mir in daz purgelin
cuspide erecta.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
 
Er warf mir das Hemdlein ab,
der Körper lag bloß,
er drang mir in meinen Schoß
mit aufgerichtetem Speer.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.
10  Er nam den chocher unde den bogen
bene venabatur
der selbe hete mich betrogen
ludus compleatur.
Hoy et oe
maledicantur thylie
iuxta viam posite.
Er nahm den Köcher und den Bogen,
man hatte gut gejagt ,
er hatte mich betrogen,
das Spiel war beendet.
Ach und Oje!
verflucht seien die Linden
gerade am Weg gelegen.

 

 

Ego Gunter Krebs indignus programator scripsi hunc situm TelaeTotiusTerrae anno domini 2003 Turba Delirantium
© by Turba Delirantium und Gunter Krebs (2003), alle Rechte vorbehalten  Jegliche Veränderungen, Kürzungen, Nachdrucke (auch auszugsweise) bedürfen der Genehmigung der Verfasser.

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